WebRadio
Direkt zum Seiteninhalt

Weltersbach

Ortsteilgeschichte

Auf den folgenden Seiten wird die Geschichte der drei Ortsteile Obermohr, Steinwenden und Weltersbach veröffentlicht. Ausserdem werden wir eine Rubrik "historische Persönlichkeiten" einrichten und Ihnen Personen näher bringen die in einen von den drei Ortsteilen geboren wurden, oder aber dort lebten.

“Geschichte Steinwendens und seiner Ortsteile”
von Roland Paul


1. Weltersbach


Bitte beachten Sie hierzu auch die beiden Ende 2006 erschienenen Werke:
“Weltersbach - Streifzüge durch die Ortsgeschichte” und
“675 Jahre Weltersbach - ein Dorf feiert seine Geschichte”

(Bildband) Beide Bücher können zum Gesamtpreis von 24,00€ bei der Kreissparkasse, der Volksbank und dem Friseurgeschäft Walle erworben werden.


Im Jahre 1980 feierte Weltersbach den 550. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung. Bei ihrer Arbeit am Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern förderten Dr. Martin Dolch und Michael Münch in den 1990er Jahren eine im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München aufbewahrte Urkunde zutage, der zufolge die Siedlung bereits 1329 erwähnt wurde.

Damals verkauften Hedwig, die Witwe des Ritters Gerhard von Blieskastel, und ihre Tochter Agnes vor dem Lauterer Schultheißen Heinrich von Bacharach dem Johann von Miesenbach ihre Rechte an der Mühle zu „Welterspach“ für 14 Pfund Heller, nachdem sie vorher schon vor den zuständigen Gerichtsleuten Eigentums- und Einredeverzicht erklärt hatten.

Die nunmehr zweite Erwähnung Weltersbachs findet sich im genannten Wittumsbrief des Syfryt Blick von Lichtenberg, einem Lehensmann der Grafen von Veldenz. In dieser Urkunde aus dem Jahr 1430 „bewidmet“ Syfryt Blick von Lichtenberg im Falle seines Ablebens seine Ehefrau Katharina von Sötern mit seinem Haus und seinem Burgseß zu Lichtenberg sowie mit verschiedenen Gütern und Abgaben, u.a. mit den Zehnt in Weltersbach, bestehend aus 8 Maltern Getreide. Für die folgenden 160 Jahre fehlen uns schriftliche Belege aus Weltersbach. 1592 lebten hier nur zwei Familien, die des Becker Henn, der mit 400 Gulden Schatzungskapital veranlagt wurde und die seines Schwiegersohnes Clauß, der lediglich auf 25 Gulden „geschatzt“ wurde. Weltersbach war damals die kleinste Siedlung im kurpfälzischen Gericht Ramstein. Die gleiche Großfamilie mit insgesamt 11 Personen lebte noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf dem Hof Weltersbach.

Die Hälfte der damals im Steinwendener Gericht gelegenen Moormühle gehörte der Witwe des Stephan und den Erben des Lorenz Hans(en), die andere Hälfte war Eigentum des Nickel Glöckner. Sie mussten für die Mühle jährlich 4 Malter Roggen,  2 Malter Hafer und 6 Kapaunen (kastrierte Hähne)  in die kurfürstliche Zehntscheune liefern.

Ob diese Familien den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und seine Folgeerscheinungen überstanden haben, wissen wir nicht. Nach dem großen Krieg war Weltersbach jedenfalls wie die meisten Dörfer der Gerichte Ramstein und Steinwenden unbewohnt. Erst 1671 werden wieder zwei Einwohnerfamilien genannt, die des Johannes Ingbert und des Johann Jakob Hausen (oder Hauser), der als „Müller in Steinwenden“ bezeichnet wird. Ingbert, ein Einwanderer aus Zutphen in Holland, gilt als der eigentliche „Wiederbegründer“ Weltersbachs. Sein Name erscheint in fast allen Stammbäumen der alten Weltersbacher Familien. Unter den denkbar schlechtesten Voraussetzungen hatte sich Ingbert aus dem Nichts eine neue Heimat schaffen müssen. In mühevoller Arbeit ging er an die Freilegung der Ruinen, um mit ihren Steinen sich und seiner Familie eine Behausung zu schaffen.


Auf dieser Postkarte von 1908 sieht man unten, von links nach rechts, die Mohrmühle, die Wirtschaft von J. Schäfer und die alte Schule.

Hier eine Postkarte, vom "Storchennest" von 1912. Fotografiert von Herrn Pfaff, dem damaligen Besitzer der Firma Nähmaschinen-Pfaff aus Kaiserslautern. Er kam mehrmals im laufe des Jahres nach Weltersbach, um die Storchenfamilie zu beobachten und zu fotografieren.

1685 werden zwei weitere Familien genannt, die des Hans Wilhelm Pfeiffer und des Hans Peter Fröhlich. Die Kinder und Enkel Ingberts und Pfeiffers verheirateten sich mit Männern und Frauen aus der Umgebung. So kamen im Laufe der Zeit die Familien Biehl, Christmann, Freivogel, Göttel, Hammel, Kurz, Lang,  Laufer, Schäfer, Schmitt, Schröer, Strauß, Trumm, Urschel und Zinsmeister nach Weltersbach.

Wohnten 1717 nur 20 Menschen hier, 1768 waren es bereits 79. 1788 war die Einwohnerzahl auf 120 angestiegen. Nach den Annexion des linksrheinischen Gebietes durch Frankreich ging auch die Ära des alten kurpfälzischen Gerichts Ramstein zu Ende, zu dem Weltersbach Jahrhunderte lang gehörte. In der „Franzosenzeit“ war der Ort Teil der „Mairie Obermohr“. In der folgenden bayerischen Zeit kam Weltersbach zur Bürgermeisterei Steinwenden im Landcommissariat Homburg.

1822 wurde in Weltersbach ein Schulhaus gebaut. Die protestantischen Schüler waren vorher in Steinwenden und die Katholiken in Ramstein zur Schule gegangen. Ursprünglich sollte Weltersbach gar kein eigenes Schulhaus erhalten. An der Steinwendener Schule war zu jener Zeit eine gründliche Reparatur notwendig geworden, an der sich die Nachbargemeinde als Mitbenutzer beteiligen sollten. Es kam zu keiner Einigung zwischen den beiden Gemeinden, so dass sich die Weltersbacher kurzerhand zum Bau eines eigenen Schulgebäudes entschlossen, was anfangs auf erheblichen Protest der vorgesetzten Behörde gestoßen ist.

Zwei Drittel der Weltersbacher Bevölkerung lebte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts von der Landwirtschaft. 1844/45 werden 38 ortsansässige Grundbesitzer als Ackerer bezeichnet, wobei nur 18 Bauern eine Fläche von über 10 Tagwerk bewirtschafteten. An weiteren Berufen werden genannt: 5 Taglöhner, 4 Maurer, je zwei Müller und Leinenweber, je ein Schuster, Wirt, Lehrer, Dienstknecht, Feldschütz und Schweinehirt.

Das größte gewerbliche Unternehmen in Weltersbach war nach wie vor die Moormühle, wo viele Frauen und Männer generationenlang als Mägde, Knechte, Müller, Mühlburschen oder Taglöhner Arbeit und Brot fanden. Seit 1719 befindet sie sich in Familienbesitz. In der Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Mahl- und Sägemühle in Besitz von Johann Georg Leppla, zeitweise Mitglied des Landrats der Pfalz und Bürgermeister von Steinwenden. Sein Halbbruder Carl Müller besaß die Öl- und Lohmühle sowie die auf dem Gelände des heutigen Anwesens Gensinger gelegene Ziegelei, zu der unter seinem Sohn Franz eine Seifensiederei kam.

Mit dem Ausbau der Industrie und dem Anschluss Steinwendens an die Bahnlinie Landstuhl-Kusel wurden auch den Weltersbachern neue Arbeitsmöglichkeiten geboten. Einige fanden Arbeit in den Bergbau- und Hüttenbetrieben an der Saar, andere in Kaiserslautern und in den Ramsteiner Textilfabriken. Kurz nach der Jahrhundertwende gründete August Kurz einen florierenden Sandgrubenbetrieb. In den zwanziger Jahren entstand als neues Unternehmen der Dreschmaschinenbetrieb von Reinhard Gensinger, aus dem sich später ein Transport- und Baggerbetrieb entwickelte

1905 ist in Weltersbach erstmals ein Friedhof angelegt worden. Die Schaffung der gemeindlichen Wasserversorgungsanlage erfolgte 1908, gegen den Widerstand einiger Weltersbacher Bauern. 1912 wurde die Gemeinde mit elektrischem Strom versorgt. In den zwanziger und dreißiger Jahren wurden mehrere Wohnhäuser in der Hauptstraße errichtet und dadurch die Verbindung vom Ortskern Weltersbach zur Moormühle hergestellt. 1935/36 wurde auch ein neues Schulhaus erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte der Ort 448 Einwohner (1952), unter ihnen 41 Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten. Der Bevölkerungsanstieg führte zur Schaffung eines neuen Baugebiets auf dem Mühlberg, die „Siedlung“ genannt. Später kam ein Neubaugebiet am Hirschberg hinzu. 1965 wurde in Weltersbach die Sporthalle des 1912 gegründeten Sportvereins Steinwenden-Weltersbach gebaut und mit dem Bau des Schützenhauses begonnen. Kurz zuvor war Weltersbach mit Steinwenden zu einer Gemeinde zusammengeschlossen worden.

Mit der 1972 erfolgten Einstellung des Mahlbetriebs auf der Moormühle und dem Rückgang der Landwirtschaft erfuhr die Jahrhunderte lang vorherrschende Erwerbstruktur eine einschneidende Veränderung. Heute gibt es keinen landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieb mehr in Weltersbach.

Roland Paul


Zurück zum Seiteninhalt