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Obermohrerhof

Ortsteilgeschichte

Der Obermohrerhof

von Roland Paul


Wenn auch die Gebäude des innerhalb des Dorfes Obermohr gelegenen Obermohrerhofes überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen, so sieht Professor Dr. Ernst Christmann in diesem Hof die Kernsiedlung des Ortes, der als "villa moraha" im Jahre 987 erstmals erwähnt wurde und somit 1987 seine Tausendjahrfeier begehen konnte.

Der fränkische Herzog Otto, Großvater Kaiser Konrads II., übertrug dem Benediktinerkloster St. Lambrecht bei dessen Gründung 987 unter anderem Rechte und Landbesitz sowie eine Kapelle mit einem Hofgut "in villa Moraha". Auch nach der Umwandlung des Benediktinerklosters in ein Dominikanerinnenkloster {1244) scheint der Besitz zu St. Lambrecht gehört zu haben. Die noch heute gebräuchliche Flurbezeichnung "Jungfernwald" {= Jungfrauenwald, Wald der Nonnen) für einen über Jahrhunderte zum Obermohrerhof gehörenden größeren zusammenhängenden Waldkomplex dürfte aus dieser Zeit stammen.
Im 14. Jahrhundert haben die Dominikanerinnen das Obermohrer Hofgut dann wohl an die im Dienste der Herren von Veldenz stehende Familie von Sötern (benannt nach ihrem Herkunftsort Sötern bei Nohfelden an der Nahe) veräußert. Jeckel (Jakob) von Sötern, der das Hofgut von seinen Eltern übernommen hatte, verkaufte seinen Besitz 1433 an Agnes von Flörsheim, die Witwe des Henne (Johann) Blick von Lichtenberg. Die Blicke von Lichtenberg behielten ihr Eigentum in Obermohr bis zum Tode des letzten Namensträgers, des Lichtenberger Amtmanns Wolfgang Blick von Lichtenberg im Jahre 1612. Von ihm ging der gesamte Obermohrer Grundbesitz an seine Tochter Maria Magdalena, verheiratet mit Albrecht von Günderode, über.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Obermohr - wie viele andere Dörfer in der Umgebung - noch unbewohnt und nicht wieder aufgebaut war, ließ Friedrich Casimir von Günderode, Zweibrückischer Amtmann zu Lichtenberg, eine Renovation, d. h. eine Neufeststellung seines hier gelegenen Besitzes vornehmen. Doch weder diese Renovation noch jene von 1712 haben völlige Klarheit in die durch den Krieg verworrenen Besitzverhältnisse gebracht. Heinrich von Günderode vergab seinen Besitz 1712 in Erbpacht an den Ramsteiner Schultheißen Johann Adam Everling, dem ab 1719 auch die Moormühle gehörte. Seine Erben waren bis 1768 Beständer des Obermohrerhofes.
Am 16. August 1768 kamen die Gebäude und Ländereien durch Kauf in den Besitz des 1714 in der Oberpfalz geborenen, als Offizier und Stadtkommandant von Kaiserslautern im Dienste des Kurfürsten von der Pfalz stehenden Freiherrn Christoph Anton von Hautzenberg. Auch er ließ den Grundbesitz neu vermessen, was zur Folge hatte, dass mehrere Bauern zahlreiche von ihnen, offensichtlich in Unkenntnis der Eigentumsverhältnisse, bewirtschaftete Äcker und Wiesen an Hautzenberg rückübertragen mussten.
An den Freiherrn von Hautzenberg, der zeitweise auch Vizepräsident der um Landwirtschaft und Gewerbe der Pfalz so verdienstvollen physikalisch-ökonomischen Gesellschaft in Kaiserslautern war, erinnern in der Gemarkung von Obermohr noch verschiedene Grenzsteine, die das Wappen des Adligen, zwei voneinander abgewandte Bogen in Form von Mondsicheln, zeigen. Auch sind in Obermohr noch Anekdoten lebendig, die sich um den bei den Bauern gefürchteten "Hautzenberger" ranken. Als sich die französische Revolutionsregierung 1793 des Adelsgutes im gesamten Linksrheinischen, somit auch des Hautzenbergischen Besitzes in Obermohr, bemächtigte, zog sich der alte Baron - 1792 war er noch zum Generalleutnant der Kavallerie befördert worden - nach Heidelberg zurück, wo er 1803 starb.
Nachdem der Hof für einige Jahre französisches Nationalgut war, kam er zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Kauf in den Besitz des Philipp Freiherr von Horn (1756-1834). Er war zu Beginn der bayerischen Zeit einer der reichsten Grundbesitzer der Pfalz, gehörte der ersten Ständeversammlung und dem ersten bayerischen Landtag an. Seine Frau Louise, geb. Freiin von Wrede, war eine Schwester des bayerischen Feldmarschalls und Staatsminister Carl Philipp Fürst von Wrede. Kurz vor seinem Tod schenkte Philipp Freiherr von Horn der katholischen Kultusgemeinde Obermohr die seit alters her zum Obermohrerhof gehörende Hauskapelle. Außerdem übertrug er der katholischen Gemeinde ein Grundstück zur Anlage des neuen Begräbnisplatzes. 1836 erwarb der Sohn des Vorgenannten und Miterbe des Obermohrerhofes, der königlich-preußische Forstmeister von Simmern, Joseph Freiherr von Horn, von seinen Geschwistern Karolina Krauß, geb. Freiin von Horn, und dem königlichen Generalmajor Wilhelm Freiherr von Horn deren Anteile.

Neben dem Obermohrerhof gehörte damals auch noch der Porrbacherhof zum Besitz der Familie von Horn, der 1845 allein in der Obermohrer Gemarkung insgesamt 412 Tagwerk 89 Dezimal (ca. 137 Hektar) umfasste und von dem Gutsverwalter Johannes Müller viele Jahre betreut wurde. Während Joseph Freiherr von Horn bis zu seinem 1850 erfolgten Tod zumeist in Simmern lebte, zog sein Sohn Gustav um 1850 nach Obermohr. Seine Frau Babette Ursula, geb. Beringer, starb 1852 in Obermohr nach der Geburt ihrer bei-den Söhne Gustav und Joseph und wurde auf dem neuen Friedhof begraben, wo heute noch ihr Grabstein steht.
Bald darauf verkaufte die Familie von Horn den Hof und ihre hier gelegenen Ländereien. In der  folgenden Zeit wechselte die Besitzfolge des Hofes häufig. In den sechziger Jahren besaß ihn der aus dem Raum Friedberg stammende Carl Schaum. Später wird als Eigentümer des Obermohrerhofes der Gutsbesitzer Martin Lindemer aus Bann genannt, dessen Erben den Hof am 1. April 1886 ver-steigern ließen. Der Wolfsteiner Kaufmann, Bankier und Bürgermeister Heinrich Ludwig Braun ersteigerte das Hofgut damals um den Preis von 58.500 Mark. Ein Großteil der Ökonomiegebäude fiel im August 1895 einem Brand zum Opfer, der sich - wie die Landstuhler Zeitung damals meldete - aufgrund großen Wassermangels rasch ausbreiten konnte.
Um die Jahrhundertwende gehörte der Obermohrerhof einem Herrn Ott aus München, der ihn 1904 an den von der Schafmühle bei Katzweiler stammenden Kaiserslauterer Ofenfabrikanten Ernst Friedrich Henn veräußerte. Von ihm gelangte der Besitz 1908 an Dipl.-Landwirt Dr. Johann Georg August Fülberth aus Darmstadt, unter dessen Leitung sich der Betrieb zu einem Mustergut entwickelte. Der Aufgrund seiner Verdienste um die bayerische Landwirtschaft mit dem Titel "Ökonomierat" ausgezeichnete Dr. Fülberth verkaufte den Hof am 26. Januar 1933 an den St. Ingberter Notar, Justizrat Karl Barthelmä (1876-1969), dessen Enkel Landwirtschaftsmeister Karl Barth den Betrieb von 1962 bis 1988 führte.
Die Familie Barth verkaufte den Hof 1988 an Familie Dietmar Tögel aus Schrobenhausen im Donaumoos. Im Frühjahr 1989 bezogen Dietmar Tögel, seine Frau Maria und ihr Sohn Dietmar Tögel jun. das Hofgut, zu dem 110 ha Land gehören. Die gesamte, zur Zeit von der Familie Tögel bewirtschaftete Fläche, beträgt incl. des Pachtlandes 265 Hektar.

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