Moormühle in Weltersbach
Ein Stück Ortsgeschichte verschwunden. Zum Teilabriss der Moormühle.
Mit dem Abriss der ehemaligen Öl- und Lohmühle auf der Moormühle ist ein Stück Steinwenden-Weltersbacher Wirtschaftsgeschichte ein für allemal verschwunden. Insgesamt fielen in den letzten Wochen drei Gebäude des Komplexes Moormühle der Spitzhacke zum Opfer.
Wie die Inschrift über dem Portal des mittleren Gebäudes besagte, wurden die Gebäude 1825 von dem Müller Adam Müller und seiner zweiten Frau Anna Maria, geb. Pletsch, der Witwe des 1818 verstorbenen Mühlenbesitzers Balthasar Kehrwald errichtet. Am 2. Oktober 1824 hatte Adam Müller
die Regierung der Pfalz um die Erlaubnis zum Bau einer Ölmühle gebeten. Er habe sich entschlossen, seiner Mahl- und Bordenmühle noch eine Ölmühle beizufügen, „weil ich dadurch nicht nur mein Gewerbe, sondern meine Viehzucht folglich auch den Ackerbau zu verbessern gedenke.“ Der Steinwendener Bürgermeister Christian Weber befürwortete das Gesuch Müllers: zwar habe man „in hiesiger Gegend mehrere Ölmühlen, wo man sagen könnte, diese wäre überflüssig, allein da bei einer Öhlschlägerei, welche ordentlich betrieben wird, es auch in den Handel einschlägt, und der Baulustige hierzu als wie zur Erbauung der Ölmühle die erforderlichen Mittel besitzt...“. Am 16. Februar 1825 erteilte schließlich die Regierung in Speyer Müller die Erlaubnis zur Errichtung der Ölmühle, so dass er mit dem Bau beginnen konnte. An der Rückseite des Hauses wurde das vom Wasser des Moorbachs getriebene Wasserrad angebracht. Im rechten Trakt des Gebäudes befand sich die Ölmühle, links das Wohnhaus. In der Ölmühle wurden damals vor allem Bucheckern und Flachs gepresst.
Nach dem Tod Adam Müllers (1839) übernahm sein Sohn aus erster Ehe, Carl Müller (geb. 1818 in Oberweiler-Tiefenbach) die Ölmühle, während dessen Halbbruder Johann Georg Leppla die Mahlmühle und den umfangreichen Gutsbetrieb weiterführte. Carl Müller verheiratete sich mit Elisabetha Lellbach von der Schanzermühle. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor, von denen zwei als Säuglinge starben. Das jüngste Kind war gerade drei Jahre alt, starb die Mutter 1857. Carl Müller heiratete daraufhin in zweiter Ehe im Mai 1857 die verwitwete Kauffrau Juliana Blaese-Weber aus Steinwenden, die sich um die Erziehung der sechs Söhne Müllers annahm.
Doch schon am 15. Januar 1863 starb Carl Müller im Alter von erst 44 Jahren an der „Auszehrung“, wie es im Kirchenbuch heißt. Der gerade 20jährige zweitälteste Sohn Adrian Müller übernahm die väterliche Ölmühle. Er heiratete 1865 Karolina Elisabetha Breith, Tochter des auf der Rehweiler Mühle geborenen Steinwendener Gerbereibesitzers und Bürgermeisters Ludwig Breith und seiner Frau Katharina Häberle.
Adrian Müller richtete 1866 neben der Ölmühle eine Lohmühle ein, bestand doch in der schwiegerelterlichen Gerberei in Steinwenden ein großer Bedarf an gemahlener Eichenlohe, dem wichtigsten Gerbmittel der sogenannten Rot- oder Lohgerberei. Vermutlich wurde damals ein zweites Wasserrad eingebaut. Öl- und Lohmühle florierten in den folgenden Jahren sehr gut. Doch in den achtziger Jahren geriet Adrian Müller in zunehmendem Maße in finanzielle Schwierigkeiten, deren Ursache - der Familienüberlieferung zufolge - wohl in der großzügigen Übernahme von Bürgschaften begründet war, für die er hatte aufkommen müssen. 1890 meldete Adrian Müller schließlich den Konkurs an, so dass sein Besitz versteigert werden musste. Bei der Versteigerung am 24. März 1890 erwarb Adrian Müllers Schwiegervater Ludwig Breith für seinen Enkel, den Kaufmann Ludwig Müller, die Öl- und Lohmühle auf der Moormühle um 9.050 Mark.
Wenn auch Ludwig Breith und Ludwig Müller die Öl- und Lohmühle für ihre Familie wieder erworben hatten, so erholte sich der angeschlagene Betrieb nicht mehr. Zudem brach am 13. März 1892 ein Brand aus, der einen Teil der Öl- und Lohmühle sowie das Dach und einen Teil der Wohnung vernichtete. Adrian Müller baute die Mühle wieder auf, errichtete allerdings anstatt der bisher zwei Wasserräder nur ein Wasserrad.
Kurz nach der Jahrhundertwende (1903) verkaufte die Familie Müller ihre Gebäude auf der Moormühle an den Steinwendener Bäcker Christian Schellhaaß. Zunächst betrieb Schellhaaß die Öl- und Lohmühle für einige Zeit weiter, veräußerte allerdings um 1908 seinen Anteil am Wasserrecht an den benachbarten Mühlenbesitzer Carl Bader und richtete im Keller des an das Wohngebäude angebauten Hauses eine Backstube ein. Der Laden befand sich im Wohnhaus der ehemaligen Ölmühle. Nachdem Bäckermeister Christian Schellhaaß jun. 1931von Ludwig Zimmer das Wohnhaus der Familie Kappler in Steinwenden erworben und dort zusammen mit seiner Frau Auguste eine Bäckerei eingerichtet hatte, wurde die Backbetrieb auf der Moormühle stillgelegt. Christian Schellhaaß sen. starb 1939 und vererbte seinen Besitz auf der Moormühle an seine kurz vor dem Zweiten Weltkrieg aus Cincinnati/Ohio nach Deutschland zurückgekehrte Tochter Franziska Amalie Weis. Sie verkaufte die Gebäude auf der Moormühle 1949 an Familie Bader.
Roland Paul