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Johann Daniel Weber

Portraits ehem. Bewohner

Johann Daniel Weber (1757-1819), Bergdirektor in Potosi


Am  17. Oktober 1757 wurde in Steinwenden Johann Daniel Weber geboren, von dem es in den 1780er Jahren hieß, dass er „im Ausland seinem Vaterlande Ehre macht“. Er war Teilnehmer einer spanischen Bergbauexpedition und leitete viele Jahre Bergwerke in Südamerika.

Seine Eltern waren der reformierte Pfarrer von Steinwenden Johann Heinrich Weber und dessen Frau Christina Magdalena Kuch, eine Pfarrerstochter aus Hinzweiler. Als Johann Daniel kaum sechs Jahre alt war, starb sein Vater. Der ältere Bruder und Nachfolger des Vaters Johann Carl Weber nahm sich seiner Erziehung an.

Ab 1774 studierte Johann Daniel Weber Bergbauwisenschaften an der gerade eröffneten Kaiserslauterer Kameral-Hohen-Schule. 1779 übernahm er die Leitung des Quecksilberbergwerks „Pfälzer Muth“ in Wolfstein. 1782 heißt es, er sei „in fremde Länder abgereiset“.
Auf einem metallurgischen Kongress in Ungarn wurde Weber mit dem neuen Quecksilberverfahren des Wiener Mineralogen Ignaz von Born vertraut gemacht. Dort lernte er auch den spanischen Bergdirektor Fausto de Elhuyar kennen, der von König Karl III. beauftragt worden war, wissenschaftlich gebildete Berg- und Hüttenleute und praktisch erfahrene Bergmänner für Spanisch-Amerika anzuwerben, um durch sie die neuesten berg- und hüttentechnischen Produktionsmethoden in Südamerika einzuführen. Der Spanier konnte Weber dafür gewinnen.

Im Sommer 1787 hielt sich Weber einige Zeit in Weimar auf, wo er bei dem mit Goethe befreundeten Verleger und Übersetzer Friedrich Justus Bertuch zu Gast war. Dieser bat Weber für seine „Allgemeine Literatur-Zeitung“ und andere Publikationen Artikel  über Südamerika einzusenden, was Weber dann auch tat. Mehrere seiner Briefe an Bertuch befinden sich heute im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar.

Im September 1787 kehrte Weber in die Pfalz zurück und weilte noch einmal bei seinen Brüdern, dem Pfarrer Carl und dem Kaufmann Heinrich Weber in Steinwenden. Sie statteten ihn mit Finanzmitteln für die weite Reise aus. Im November 1787 reiste er über Straßburg und Paris nach Madrid, wo sich schließlich alle Teilnehmer der Expedition trafen. Im April 1788 erhielt Weber sein Anstellungsdekret, das vom König und seinem Minister Valdez unterzeichnet wurde.

Ende April 1788 traten die Männer ihr Reise nach Übersee vom spanischen Hafen La Coruna aus an. 86 Tage waren sie auf hoher See, ehe sie in Montevideo an Land gehen konnten. Bald darauf ging es weiter nach Buenos Aires. „Bis jetzt“, schrieb Weber Ende Oktober 1788 von dort nach Hause, „genieße ich eine vollkommene Gesundheit, die aber auch in einem so vortrefflichen Lande nicht anders sein kann. Ein ewiger Frühling, gesunde und reine Luft, gesunde und außerordentlich schmackhafte Lebensmittel, überdies noch eine sehr rechtschaffene Behandelung von Seiten der Königlichen Regierung und der hiesigen Eingebornen… Ich stehe im Rang als zweiter Direktor der Königlichen Mineralogischen Expedition des Königreiches Peru, habe jährlich 2000 pesos fuertos oder 2000 deutsche Conventionsthaler Besoldung. Für diese Besoldung bin ich verbunden Seiner Katholischen Majestät 10 Jahre zu dienen, erhalte noch überdies freie Reise bis an meinen Bestimmungsort. Ungekränkt in meiner Religion erhalte ich nach Verfluß von zehn Jahren freie Rückreise bis in mein Vaterland, und dann eine lebenslängliche Pension, die meinen Verdiensten, die ich mir in Amerika um den Bergbau erwerben werde, angemessen sein wird und die ich verzehren kann, wo ich will.“

Nach einer dreimonatigen beschwerlichen Landreise auf Maultieren und Pferden über den Camino del Peru nach Cordoba, Tucuman und Salta durch die tropischen Regenwälder der Montana zu den Pässen der Hochanden erreichten die Mineralogen Ende Januar 1789 ihr Ziel Potosi. Im Februar begannen sie den Cerro de Potosi zu vermessen und wichtige Maschinen zu errichten bzw. wieder in Gang zu setzen.

Als Baron Nordenflycht, der Leiter des Expedition, vom König nach Lima berufen wurde, trat sein bisheriger Stellvertreter „Don Juan Daniel Weber“ an dessen Stelle als Bergdirektor von Potosi. Dort installierte er das Born’sche Amalgamationsverfahren in der Silbergrube Viscainos und den dazugehörigen Hüttenanlagen. Doch größere Erfolge blieben zunächst aus. Dennoch verlängerte der spanische Hof die Verträge mit den Mitgliedern der Bergbaukommission.

Von Südamerika aus pflegte Weber die Verbindung zu seinen Verwandten und Freunden in Deutschland noch mehrere Jahre. Im Hinblick auf die veränderte politische Situation in der Pfalz nach der Inbesitznahme des linken Rheinufers durch das revolutionäre Frankreich schrieb Weber: „Man hat gewiss viel größeres Zutrauen, wenn man weiß, dass man von seinesgleichen regieret wird, und dass anjetzo kein anderes Vorrecht als die der Verdienste und Talente existiert: Alle anderen Distinctionen kennt die Natur unter den Menschen nicht. Seit dem Augenblick als mich die öffentlichen Blätter von der Reunion des ganzen linken Rheinufers mit der französischen Republik unterrichtet haben, nahm ich daran größten Antheil. Wenigstens was mich betrifft, bin ich nun einmal republikanisch gesinnt“. Das sind erstaunliche Äußerungen eines im Dienste des spanischen Königs stehenden Mannes. Sie zeugen aber von seiner liberalen Gesinnung, die auch bei mehreren seiner Verwandten zu finden war.

Ende 1801 dachte Weber an eine baldige Rückkehr nach Europa und bat seine Neffen, beim spanischen Hof um die Erlaubnis seiner Rückreise nachzusuchen.
„Ich bringe viele Kenntnisse des hiesigen Landes mit und befinde mich imstande der Republik, meinem Vaterlande und den Wissenschaften sehr nützlich zu sein…“ Dies war offensichtlich die letzte Nachricht. 1805 erhielten die Verwandten in Steinwenden die Auskunft, Weber sei Direktor des Gebirgs von Potosi, wohne aber in der Nähe eines Silberbergwerks bei Aullagas. Dieses Bergwerk sei sehr alt und berühmt, jetzt sei es aber überschwemmt: „An jenem Bergwerk arbeitet der Freund und Landsmann Weber seit acht Jahren, um einen Stollen hineinzutreiben. Wenn er das Glück hätte das Wasser abzuführen, so würde er in einer Nacht der reichste Mann auf der Welt werden“.

Wieder vergingen viele Jahre, ohne dass eine Nachricht von Weber kam. 1826 erfuhr die Familie, er sei um 1819 verstorben, nachdem er zuvor zum katholischen Glauben übergetreten sei, „hat einen Sohn mit einer Concubine gezeugt und diesem in seinem Testament sein ganzes Vermögen vermacht“.
In der Familie ist überliefert, dass zum Gedenken an den im fernen Peru (heute Bolivien) verstorbenen Onkel ein Baum in seinem Heimatort gepflanzt wurde.

Roland Paul


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