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Julius Weber

Portraits ehem. Bewohner
Julius Weber (1861-1923), Kaufmann, Bürgermeister, Bankdirektor

Dass Steinwenden zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Wasserleitung bekam und wenige Jahre später mit elektrischen Strom versorgt wurde, war im Wesentlichen das Verdienst eines weitsichtigen Bürgermeisters, des Kaufmanns Julius Philipp Weber.
Er wurde am 21. Februar 1861 als ältester Sohn des Kaufmannes Carl Weber und seiner Frau Elisabetha Blaese in Steinwenden geboren. Zwei jüngere Brüder, Karl und Ernst, kamen 1862 und 1866 zur Welt. Als Julius Weber sechs Jahre alt war und gerade in die Steinwendener protestantische Volksschule kam, starb sein Vater im Alter von 36 Jahren. Ein Jahr später folgte die Mutter 30jährig. Verschiedene Verwandte in Homburg und Kaiserslautern boten sich an, die drei verwaisten Buben im Alter von zwei, sechs und sieben Jahren aufzunehmen. Doch für ihre Großmutter Juliana Philippina Müller, verwitwete Blaese, geb. Weber war es eine Selbstverständlichkeit, neben der Weiterführung des Handelsgeschäftes auch ihre Enkel selbst groß zu ziehen. Ihr Schwiegersohn, der Homburger Kaufmann Christian Weber, der zum Vormund der Kinder bestimmt wurde, unterstützte sie dabei. In der Steinwendener Volksschule zeigte sich bereits die große Begabung der Buben, so dass ihre Großmutter und ihr Vormund entschieden, sie alle drei in weiterführende Schulen zu schicken. Julius, der für die Übernahme des elterlichen Geschäfts ausersehen war, kam in die Kaiserslauterer Kreisrealschule, die einen gewerblichen Zweig besaß, Karl in das Kaiserslauterer Gymnasium, und Ernst wurde in das Zweibrücker Gymnasium geschickt.

Julius schloss die Schule in Kaiserslautern mit dem sogenannten „Einjährigen“ ab und absolvierte anschließend eine kaufmännische Lehre im Geschäft seines Onkels in Homburg, Danach trat er den „Einjährig-Freiwilligen“ Militärdienst beim königlich-bayerischen Leibregiment in München an. Dort traf er sich häufig mit seinem Bruder Karl, der nach dem Abitur das Studium am  Polytechnikum in München, der späteren Technischen Hochschule, aufgenommen hatte.
1880 kehrte Julius Weber aus München zurück. Im folgenden Jahr verlobte er sich mit seiner Jugendliebe Charlotte Leppla von der Moormühle, der Tochter des Mühlenbesitzers Adam Jakob Leppla und seiner Frau Elisabetha, geb. Leppla. Am 19. September 1882 fand die Hochzeit in der Steinwendener Kirche statt. Bald danach übernahm Julius Weber das 1784 von seinem Ururgroßvater Heinrich Weber gegründete Kaufhaus, das einige Jahre an Friedrich Weber, den Bruder von Christian Weber, verpachtet war. Julius Weber verstand es mit großem Geschick, das Geschäft zu führen und das Sortiment beträchtlich auszudehnen. Neben Lebensmittel und sogenannten Kolonialwaren, führte Julius Weber Textilien, Konfektion, Eisen- und Haushaltswaren, Petroleum, Drogerieartikel, Schulbedarf sowie in den Außenlagern Baumaterialien (z. B. Portland-Zement), Drahtware und Öfen.
Im Jahr 1883 wurde dem Ehepaar Weber das erste Kind geboren und auf den Namen Karl getauft, benannt nach dem ein Jahr zuvor, kurz vor Beendigung seines Ingenieurstudiums verstorbenen Onkel. Dem ältesten Sohn folgten sechs weitere Kinder: Augusta (+ 1897), Elisabetha, Hedwig, Martha, Hermann und Anna Emilie, genannt Annchen.
Nachdem 1887 sein Schwager Georg Leppla auf der Moormühle verstorben war, unterstützte Julius Weber seine Schwiegermutter in der Leitung des Mühlenbetriebs, bis sich seine jüngste Schwägerin Frieda 1899 mit dem Müller Carl Bader verheiratete. 1889 musste Julius Weber nicht nur seiner Großmutter, die ihn und seine Brüder erzogen hatte, ins Grab sehen, sondern wenige Wochen später auch seinem jüngsten Bruder Ernst, der in München Medizin studiert hatte, schließlich aber 23jährig der gleichen Krankheit zum Opfer gefallen ist, der auch seine Eltern und sein Bruder erlegen waren (Lungen-TBC).
Zu Beginn der neunziger Jahre wurde Julius Weber in den Steinwendener Gemeinderat sowie in den Aufsichtsrat des Vorschussvereins Glan-Münchweiler (der heutigen Volksbank) gewählt. 1895 erfolgte seine Wahl zum Direktor des Vorschussvereins, ein Amt, das er bis zu seinem Tod inne hatte. In jener Zeit wurde er auch als „Geschworener“ (ehrenamtlicher Richter) in das Zweibrücker Schwurgericht berufen. Als sein Onkel Christian Weber die von ihm gegründete Karlsberg-Brauerei 1897 in eine Aktiengesellschaft umwandelte, war Julius Weber einer der Mitbegründer derselben und gehörte einige Jahre dem Aufsichtsrat des Homburger Unternehmens an.
1899 wählten die Gemeinderäte von Steinwenden, Weltersbach und Obermohr dem damals 38jährigen zum Bürgermeister und Nachfolger des langjährigen Amtsinhabers Philipp Jakob Müller. In der Amtszeit von Julius Weber wurden nicht nur die beiden Friedhöfe in Steinwenden und Weltersbach angelegt. Mit großem Engagement setzte er sich für den Bau der Wasserleitung in Steinwenden, Weltersbach und Obermohr (1907) und für die Versorgung der Dörfer seiner Bürgermeisterei mit elektrischem Strom (1913) ein.
Im Jahre 1900 wählten ihn die Protestanten der Pfarrei Steinwenden zum Presbyter. Er bedankte sich für die ehrenvolle Wahl, trat das Amt aber aus Rücksicht auf ältere Kandidaten nicht an. Als er dann 1906 wieder mit großer Mehrheit in das Presbyteramt gewählt wurde, nahm er auf ausdrücklichen Wunsch von Pfarrer Dr. Huber die Wahl schließlich an. 1912 und 1921 wurde er als Presbyter wieder gewählt.
In seiner Freizeit ging er mit Freunden auf die Jagd. Mehrere Jahre fungierte er auch als Geschäftsführer der Jagdgesellschaft Steinwenden und Umgebung. In seinem Haus gingen nicht nur so manche Jagdfreunde ein und aus, wie z. B. der Kaiserslauterer Nähmaschinenfabrikant Georg Michael Pfaff jun., es war auch - vor allem durch den weitverzweigten Verwandtenkreis seiner Frau - ein Ort, wo man sich gerne traf und die Gastfreundschaft genoss.
1918 übertrug Julius Weber seinem ältesten Sohn Karl die Leitung des Geschäfts. Allmählich trug er sich auch mit dem Gedanken, das Amt des Bürgermeisters, das während des Krieges große Anforderungen an ihn gestellt hatte, aufzugeben. Im Jahre 1920 kandidierte er schließlich nicht mehr für dieses Amt. Zu seinem Nachfolger wurde der Landwirt Nikolaus Keller gewählt. Weiterhin blieb Julius Weber Direktor des Vorschussvereins Glan-Münchweiler, der damals -  bedingt durch Rezession und Inflation -  die schwerste Krise seit dem Bestehen der Bank durchlebte.
Am 30. Mai 1923 starb Julius Weber im Alter von 62 Jahren. An seinem Sterbebett nahmen neben seiner Frau alle seine sechs Kinder von ihm Abschied. Kurz vor seinem Tod bat er seine Kinder, sich zeitlebens einander anzunehmen, und er erinnerte sie noch einmal an den alten Wahlspruch der Familie: „Fürchte Gott, tue recht und scheue niemand.“ Julius Weber wurde auf dem unter seiner Regie angelegten Steinwendener Friedhof unter großer Anteilnahme von Pfarrer Wilhelm Schwinn, mit dem ihn eine jahrelange Freundschaft verband, bestattet. In der Pfarrbeschreibung notierte Pfarrer Schwinn im seinem Bericht über das Kirchenjahr 1922/23: „Die prot. Kirchengemeinde erlitt im Jahr 1923 in ihrem Presbyterium zwei große Verluste, indem am 8. April 1923 zu Kottweiler der Bürgermeister & Bildhauer Jakob Kneller und zu Steinwenden am 30. Mai 1923 der Altbürgermeister & Kaufmann Julius Weber starben. Beide Männer, welche großen Einfluß in der Gemeinde hatten, hatten große Verdienste im kirchlichen Leben der Gemeinde, da sie wegen ihrer Geschäftsgewandtheit in den Sitzungen und Verhandlungen guten Rat wußten.“ Julius Webers Frau Charlotte überlebte ihren Mann um 17 Jahre und starb im 80. Lebensjahr am 12. Februar 1940.

Roland Paul
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